Ein Blick nach China – Charlotte Ming zu Gast am Werner-von-Siemens-Gymnasium

Ein besonderer Gast bereicherte kürzlich den Unterricht am Werner-von-Siemens-Gymnasium: Charlotte Ming, Journalistin und Autorin aus Berlin, sprach auf Einladung von Frau Li und ihrem Chinesisch-Grundkurs über ihre Heimatstadt Qingdao und deren bewegte Geschichte.

Qingdao – für viele hierzulande vor allem bekannt als Herkunftsort des gleichnamigen Biers – ist eine Küstenstadt im Osten Chinas mit einer besonderen Vergangenheit. In ihrem Vortrag stellte Charlotte Ming nicht nur die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der Stadt vor, sondern widmete sich auch einem oft wenig bekannten Kapitel: dem kolonialen Erbe Qingdaos.

Zwischen 1898 und 1914 stand die Stadt unter deutscher Kolonialverwaltung. Spuren dieser Zeit sind bis heute sichtbar – in der Architektur, im Stadtbild und in kulturellen Einflüssen. Charlotte Ming verstand es, die Geschichte lebendig und anschaulich zu erzählen und gleichzeitig Raum für kritische Fragen zu lassen: Welche Spuren hinterlässt Kolonialismus? Wie geht eine Stadtgesellschaft mit diesem Erbe um? Und was bedeutet das für die Identität heutiger Generationen?

Besonders eindrucksvoll war der Bogen, den Frau Ming zur deutschen Hauptstadt schlug: Auch in Berlin finden sich sichtbare Spuren des deutschen Kolonialismus – insbesondere im Wedding mit der Kiautschoustraße am Pekinger Platz, die direkt auf die ehemalige deutsche Kolonie in China verweist. Ebenso sprach sie über die Takustraße, die Lansstraße und die Iltisstraße, deren Namen auf Kolonialexpeditionen und -militärs zurückgehen und bis heute an diese Zeit erinnern. Diese Beispiele regten die Schülerinnen und Schüler dazu an, auch ihre eigene Umgebung kritisch zu hinterfragen.

Neben dem Chinesischkurs nahmen auch der Biologie-Grundkurs von Frau Voigt und der Geschichts-Leistungskurs von Herrn Telschow an der Veranstaltung teil. So entstand ein fächerübergreifender Austausch, der sprachliche, historische und gesellschaftliche Perspektiven miteinander verband.

Abgerundet wurde der Besuch durch eine kulinarische Besonderheit: Es gab frisch zubereitete Jiaozi – chinesische Teigtaschen –, die bei allen Beteiligten großen Anklang fanden und den lehrreichen Vormittag genussvoll ausklingen ließen.

Ein herzliches Dankeschön an Charlotte Ming für ihren Besuch sowie an Frau Li und alle Mitwirkenden, die diese eindrucksvolle Begegnung möglich gemacht haben!