„Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“ - Ein Besuch im Deutschen Historischen Museum

 

„Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“ - Ein Besuch im Deutschen Historischen Museum

Seit der Schulschließung Mitte März 2020 haben wir, der Leistungskurs Philosophie, uns sehr intensiv mit dem Leben und den Schriften Hannah Arendts beschäftigt. Als nun endlich die Ausstellung „Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert“ im Deutschen Historischen Museum die Pforten öffnete, entschlossen wir uns, unser theoretisch erworbenes Wissen durch Anschauung zu bereichern. Wir trafen uns als private Besucher*innen mit unserer Lehrerin, Frau Dr. Ruschmeier, und den Museumspädagoginnen Brigitte Vogel-Janotta und Wiebke Hölzer. In einer Videokonferenz einige Tage später haben wir dann mit den beiden Mitarbeiterinnen des Deutschen Historischen Museums und mit unserer Lehrerin unsere Eindrücke ausgewertet und konnten noch viele Fragen stellen.

Doch wer war Hannah Arendt?

Hannah Arendt war eine der bedeutendsten Denker*innen ihrer Zeit, die seit einigen Jahren ein großes Comeback erlebt. Sie prägte die Politische Philosophie, unsere Vorstellungen von Freiheit, Revolution und Totalitarismus sowie das Verständnis von Wollen, Handeln und Urteilen. Durch ihre teilweise sehr revolutionären Ansichten entstand eine starke Kontroverse um die Philosophin, welche sich selbst nicht als solche bezeichnete. Arendt selbst verstand sich als Politiktheoretikerin, um der Politik neutral, mit von der Philosophie ungetrübten Augen gegenübertreten zu können.

Sehr stark diskutiert wurden ihre Ansichten zum Eichmann-Prozess. Arendt, selbst Jüdin, floh 1933 zunächst nach Paris und von dort aus schließlich in die USA, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1975 lebte. Sie beobachtete sehr aufmerksam die Ereignisse in Deutschland und anderen Ländern und schrieb ihre Gefühle und Gedanken dazu in mehreren Werken auf.

Doch wer war der Mensch hinter all diesen Theorien? Durch aufgezeichnete Radio- und Fernsehgespräche, wie insbesondere das Interview mit Günther Gaus, erhielten wir bereits einen Eindruck, doch nichts davon lässt sich damit vergleichen, ihr in dem Museum quasi begegnet zu sein.

Die verschiedenen Themenräume im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums ließen uns quasi durch Arendts Kopf laufen. Dabei ist jeder Themenraum einem zentralen historischen Ereignis des 20. Jahrhunderts, in dem Arendt lebte, gewidmet. Zunächst erlangt man jeweils einen Überblick durch Zitate, doch schnell wird das eigene Wissen vertieft. Neben typischen Porträts Arendts mit qualmender Zigarette sieht man zum Beispiel auch ihre Schriften und Werke, z. T. in Erstausgaben.

In der Mitte der Ausstellung steht ein beeindruckendes 3D Kunstwerk eines Künstlers, in welchem er das Vernichtungslager Auschwitz künstlerisch dargestellt und sehr eindrücklich das eigentlich unvorstellbare Grauen nachgebildet hat. Passend dazu natürlich ein Ausschnitt aus dem Gaus-Interview, in dem Arendt den berühmten Satz, der sich auch in einigen ihrer Werke findet, sagt: „Dieses hätte nie geschehen dürfen.“

Neben den visuellen Aspekten, seien es die Fotos, Informationstafeln oder größeren Zitate, werden den Besucher*innen in der Ausstellung mehrere mit Lautsprecher versehende Kabinen angeboten, um auch akustisch Informationen aufzunehmen. Zudem laufen an vielen Monitoren verschiedene kurze Videos mit oder über Hannah Arendt. Insgesamt sind die einzelnen Räume sehr abwechslungsreich, sodass es richtig Spaß gemacht hat, durch die einzelnen Aspekte aus Hannah Arendts Leben und Werk zu schlendern, wobei es immer wieder Neues zu entdecken gab.

Die Ausstellung verdeutlicht viele wichtige Aspekte, doch essentiell wichtig ist auch und gerade heute ihr Plädoyer, zusammen in der Öffentlichkeit miteinander zu diskutieren, zu streiten und gemeinsam für eine freie und gerechte Gesellschaft zu arbeiten und Verantwortung füreinander und für diese Gesellschaft zu übernehmen.

Der Artikel wurde mit dem digitalen Tool ZUMpad gemeinsam online erstellt von:

Franzi, Helena, Lea, Louis, Philine, Tim und Vanessa.

Der Abdruck des Ausstellungslogos erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Deutschen Historischen Museums. Die Ausstellung ist noch bis zum 18.10.2020 zu besuchen. Der Eintritt ist für Schüler*innen frei.