Angefangen hat alles 1985 mit einem Aufsatz zum Thema "Verbesserung des Schulklimas". Ich malte mir in kühnen Vorstellungen ein Schülercafé im Keller unserer Schule aus, das Treffpunkt für Schüler und Lehrer werden sollte.Am Tag der Rückgabe der Aufsätze bekam ich nicht nur diesen wieder, sondern auch den Ansporn von meinem Deutschlehrer, Herrn Lucke, doch meine Idee in die Tat umzusetzen. Ich muß ihn ziemlich erstaunt angesehen haben. Kurzentschlossen dachte ich mir dann:warum eigentlich nicht? Und los ging es!Aller Anfang ist schwierig - und dieser war es besonders, denn es galt, unseren Direktor Dr. Helmert von der Café-Idee zu überzeugen. Es gelang erstaunlich schnell. Nun mußte die Finanzierungsfrage geklärt werden. Wenn ich mich richtig entsinne, bekam ich ein kleines Startkapital vom Freundeskreis der Schule (heute hat sich diese Investition längst amortisiert!), das sogleich in Farbeimer umgesetzt wurde. Mit Freunden und Freundinnen, ganz besonders mit Elli (Elke Wedepohl) und Wank (Stefan Wank), haben wir die Osterferien 1986 vom ersten bis zum letzten Tag mit Renovieren zugebracht. Mangels fließendem Wasser mußten wir zum Auswaschen der Farbrollen immer quer über den Hof; sehr zum Leidwesen Herrn Englers, dem unsere weißen Farbkleckse ein steter Dom im Auge waren!Wir hatten zwar nun einen sympathisch weißen Keller, aber weder Mobiliar noch einen Pfennig Geld. Doch was ist ein Café ohne Tische und Stühle? Was die Stühle betrifft, so lösten wir das Problem unter dem Motto: Not macht erfinderisch. Ich fuhr von Restaurant zu Restaurant und fragte nach eventuell nicht mehr benötigten Stühlen. Und tatsächlich, im hintersten Winkel Kohlhasenbrücks fand ich das Gesuchte. Die Stühle sahen nicht ganz ungefährlich aus, aber sie waren allemal besser als gar keine. Nach stundenlangem Schrubben und Lackieren sahen sie dann auch richtig stattlich aus. Die Tische waren das Günstigste, was Ikea zu bieten hatte. Wank, Scheich, Earp und Tobi zimmerten eine Theke, jemand stiftete eine Anlage - das Café stand. Fast.Bevor wir eröffnen konnten, mußte erst die Schlüsselfrage und die des fließenden Wassers geklärt werden. Die Lösung erhoffte sich Dr. Helmert auf einer Gesamtkonferenz, der ich als Café-Berichterstatter schon gut bekannt war. (Mir rutschte jedesmal das Herz in die Hose, wenn ich vor versammelter Lehrermannschaft sprechen sollte.) Für den Schlüssel fand sich ein geeigneter Aufbewahrungsort, und was das Wasser betrifft, so bekamen wir sogar einen eigenen Anschluß zugesprochen. Der Eröffnung stand nichts mehr im Wege! In der ersten Zeit haben wir den Kuchen selber gebacken und dazu die von uns übernommene Schulmilch verkauft. Das Café wurde begeistert aufgenommen.An sich hatten wir es anfänglich für alle, Schüler und Lehrer, gedacht, aber sehr bald mußten wir in den großen Pausen wegen Überfüllung schließen. Das war nicht im Sinne des Erfinders. So wurde es zu einer Einrichtung für die Oberstufe, denn Lehrer ließen sich, bis auf einige sehr wenige Ausnahmen, bei uns nicht gerne sehen.Finanziell ging es uns rapide besser. Wir konnten das Backen einstellen und einen Bäcker den Kuchen liefern lassen, das Sortiment erweitern und das Mobiliar vervollständigen. Der aufgestellte Freistundenplan funktionierte erstklassig, und das Café lief wie von selbst. Zumindest solange, wie ich noch an der Schule war - ganze drei Semester!Rückblickend kann ich guten Gewissens sagen, daß das Café den Zweck, den es im Aufsatzthema erfüllen sollte, auch tatsächlich erfüllt hat. Auch wenn sich nur das Klima zwischen den Schülern und nicht, wie geplant. zwischen Schülern und Lehrern merklich verbessert hat. Ute Gintrowski (Abi 87)